New Work: Wie verändert sich das Arbeiten in Bibliotheken in den kommenden 5-10 Jahren?

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Das Arbeiten in Bibliotheken hat sich in den letzten Jahren rasant verändert, vor allem auch durch die Pandemie. Begriffe wie Digitalisierung, Online Services, Open Access und Open Science sind in diesem Zusammenhang wichtig. Mitte der 80er Jahre waren digitale Transformation oder Digitalisierung noch Fremdwörter, es gab die guten alten Zettelkästen zum Auffinden von Literatur, und nach Forschungsdaten fragte beim Auskunftsdienst an der Infotheke nach.

Vom großen Bücherlager zum Bildungs- und Begegnungsort

© Credits: RNW org, CC BY SA, via flickr

Durch das Internet und die Digitalisierung wurde alles schnell anders im Job, von Literatursuche, Literaturbeschaffung bis hin zur Kommunikation mit den Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern. Heute sind öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken anders aufgestellt. Sie kommen weg von ihrer Vergangenheit als ein großes Bücherlager mit gedruckten Beständen und sind eher als Bildungs- und Begegnungsorte zu sehen. Eine große Bedeutung kommt traditionell der Wissenschaft und Technologie zu. Bereits vor Jahrhunderten waren die Ergebnisse aus der Wissenschaft in Bibliotheken auffindbar, heute jedoch findet man wissenschaftliche Erkenntnisse mit Hilfe neuer Bibliotheksangebote, vor allem im Bereich der forschungsnahen Dienste (Open Access, Forschungsdatenmanagement, Langzeitarchivierung, Bibliometrie z.B.). Ein guter Informationsbedarf des Personals bleibt also weiterhin erforderlich, aber Datenkompetenzen spielen heute eine wesentliche Rolle, weil die Forscherinnen und Forscher nicht ohne weiteres wissen, wie sie mit Ontologien, fachlichen Metadaten im Datenmanagement oder mit dem Forschungsdatenmanagement-Tool RDMO, dem Research Data Management Organiser, umgehen sollten. Hier schult sich neues Personal in wissenschaftlichen Bibliotheken inzwischen längst zum Umgang mit Forschungsdaten. Die digitalen Kompetenzen werden in der Ausbildung verstärkt gelehrt. Das alte Personal jedoch müsste sich hier besser weiterbilden, da kommt es immer auf eigenes Engagement an. Bei Neueinstellungen in Bibliotheken hingegen, ist es wichtig, auf die Fähigkeiten zu achten, die in der Digitalisierung essenziell sind (Informationskompetenz schließt Datenkompetenz mit ein).

Standardisierung und Modellierung von Forschungsdaten gehören heute zu den wichtigsten Aufgaben

© mauritius images / Ikon Images / Guido Rosa

Neben Forschungsdaten spielt Forschungssoftware für alle Fächer eine wichtige Rolle und damit verbunden die digitale Langzeitarchivierung. Dazu sind verstärkt Arbeiten in den Bibliotheken erforderlich. Der digitale Zugang zu Informationen ist essenziell und auch, dass dieser erhalten bleibt (Sustainability). Im Forschungsdatenmanagement soll das durch die FAIR-Prinzipien erfolgen, wobei der Zugang nur ein elementarer Aspekt ist (Access). Für Bibliothekarinnen und Bibliothekare gibt es zum Beispiel das Library Carpentry, wo sie sich für neue Aufgaben weiterbilden können: Library Carpentry. Zur IT und Datenkompetenz in Bibliotheken bietet die TH Köln sehr gute Schulungen an: IT- und Datenkompetenz für Bibliotheken – basierend auf Library Carpentry – TH Köln (th-koeln.de). Der Kölner Workshop beinhaltet als Library-Carpentry-Module wie Tidy Data for Librarians, auch FAIR Data und Software, sowie Wikidata und SQL an. Am Ende sollen die Teilnehmenden Live-Coding als neue Lernmethode kennengelernt und sich mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht haben. Viele Nutzende in Bibliotheken suchen nach E-Books und auch Tablets können das Internet über Wi-Fi nutzen. Das ist inzwischen für die Recherche wichtig geworden. Gesucht wird weiterhin nach Literatur, aber Repositorien können auch Bücher und Forschungsdaten nachweisen. Dabei spielen neue Repositorien, die arbeitsmäßig betreut werden müssen, eine wichtige Rolle, so zum Beispiel die Dataverse oder Dspace-Repositorien. Standardisierung und Modellierung von Forschungsdaten gehört also inzwischen zu den wichtigen Aufgaben der wissenschaftlichen Bibliotheken, während der physische Aufbau von Bibliotheksbeständen abnimmt. Auch Roboter haben in Bibliotheken Einzug gehalten, zum Beispiel im Bereich Ablegen, Sortieren und Wiedereinräumen von Büchern im Regal. Bei der Inventarisierung sind sie bereits jetzt sehr nützlich und ersetzen den Menschen. Roboter können Zeitschriften ausliefern und können Studierende und Forschende zu verschiedenen Standorten begleiten.

In der Bibliothek der Nachhaltigkeit sind andere Zeit- und Personalressourcen gefragt

© Klaus Ulrich Werner

Zum wissenschaftlichen Arbeiten werden neue Lernräume wie Research Commons geschaffen (digitale Kompetenzzentren, Kommunikationsorte), um an diesen Orten die neuen Standards zu lernen oder um sich auszutauschen. Im Bereich der Arbeit werden Geschäftsabläufe in Bibliotheken immer digitaler und bringen einen Wandel der Arbeit mit sich. Personal unterschiedlicher Abteilungen in Bibliotheken vernetzt sich inzwischen mehr und auch mit Personal in anderen Bibliotheken. Chatsysteme wie Rocket.chat werden beim Arbeiten in wissenschaftlichen Bibliotheken untereinander eingesetzt. So kommt ein schneller Austausch zustande. Für zu Hause bieten Bibliotheken Podcasts an. Alles das muss vorbereitet werden. Das gab es so früher noch nicht. Die Arbeiten im Publikationsdienst sind andere geworden (Open Access, Betreuung zu FAIR, FDM, RDMO).

Hier wird Vieles erst noch aufgebaut. Zeit- und Personalressourcen werden sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Bibliotheken sind inzwischen als Bibliotheken der Nachhaltigkeit gedacht. Das sind unsere Zukunftsbibliotheken, welche die Agenda 2030 berücksichtigen: Agenda 2030 | biblio2030. Dabei geht es um Soziales, Umwelt und Wirtschaft. Ziel der Agenda 2030 ist eine grundlegende Transformation unserer Welt. Die globalen Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam und global lösen, siehe dazu auch: Materialien | biblio2030

Zur Autorin:

Annette Strauch-Davey (M.A.), war mehrere Jahre für den Sonderforschungsbereich 1187 und im Zentrum für Informations- und Medientechnologie (ZIMT) an der Universität Siegen im Bereich Forschungsdatenmanagement (FDM) tätig. Dort kam sie mit den unterschiedlichen Anforderungen an die Fachdisziplinen in Berührung. In der UB Hildesheim war sie fünf Jahre die Ansprechpartnerin für das FDM. Sie war vier Jahre lang Mitglied der Kommission für forschungsnahe Dienste des VDB und beschäftigte sich dort mit Open Science und mit dem vertrauenswürdigen Umgang von Daten aller Arten und Formate. Seit Oktober 2022 ist sie Leitende Koordinatorin Forschungsdatenmanagement der OVGU Magdeburg.

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